Ich könnte mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, wie ich als Züchter einem 6er, 8er oder größeren Wurf unternehmungslustiger Welpen bis zur 14. Lebenswoche oder länger gerecht werden sollte. Es kommt natürlich auch bei mir immer wieder mal vor, dass zwei oder drei mal länger, als bis zur 9. Woche bei uns bleiben. Sei es, weil es mit dem Urlaub der neuen Besitzer vorher nicht passt, oder gar, weil ich einfach noch nicht die richtigen Menschen bis dahin für die Zwerge gefunden habe. Mit zwei, drei geht es immer noch, dass man beginnt ihren Tatendrang schon in die ricthigen Bahnen zu lenken, mit ihnen schon mal die Welpenstunden im Verein zu besuchen, etc. Aber die nötige Einzelzuwendung finde ich persönlich nicht mehr machbar, wenn ich sechs oder mehr halbstarke Geschwister hier rumtoben habe.
Bei mir gehen die Welpen einige Tage nach der ersten Impfung in die neuen Familien - das ist je nach Terminlage um die 9. Lebenswoche rum. Bis dahin haben sie hier schon eine gute Grundidee von Stubenreinheit bekommen und sind in einem großen, gemischtgeschlechtlichen Aussierudel aufgewachsen und haben in dieser kurzen Zeit schon lernen können, wie man sich einer toughen Tante, einem nicht Welpen begeisterten Altrüden oder auch der noch total verspielten Halbschwester gegenüber verhält. Sie lernen in der kurzen Zeit, in der die Mutter große Teile der erzieherischen Verantwortung auch auf das (intakte!!) Rudel verlagert, hündisch bis zur "Verhandlungsreife". Die Welpen rennen draußen nicht zum nächstbesten Rüden und fordern ihn zum Spiel auf, wenn dieser deutliche Ablehnungssignale ausstrahlt. Sie haben gelernt, ihr Gegenüber einzuschätzen und eine gemeinsame Sprache zu finden. Dafür brauchen sie keine 14 Wochen, das haben sie in 9 Wochen locker drauf.
Schaden tut es ihnen natürlich nicht, wenn sie länger beim guten Züchter mit gut strukturiertem Rudel bleiben. Und auch Rolltreppe fahren, oder der Eisdielenbesuch uvm. verkraften die Kleinen auch noch mit einem halben Jahr, statt mit 10 Wochen. Aber ich persönlich halte eine besondere Einzelzuwendung für einen optimalen Start in ein gemeinsames Leben von Hund und Mensch für sehr wichtig und das kann ich für einen ganzen Wurf nicht mehr alleine leisten. Ich weiß nicht, wie andere Züchter das sehen oder handhaben dann, aber ich sehe da meine Grenzen erreicht. Schließlich ziehe ich keine Bloodhound Meute auf, sondern ein Individuum.
Schließe mich da auch Petra's Beobachtungen ein, dass der Aussie mit 9 Wochen reif für neue, wenn natürlich auch behütete Abenteuer ist. Ich kenne mich nicht wirklich mit Kleinhunderassen aus. Aber zB für Katzen kann ich eine viel späteren Zeitpunkt der Abgabe bestätigen. Das hängt aber auch mit dem viel, viel engeren Band zwischen Katzenmutter und Kitten, wie zwischen Hundemutter und Puppies zusammen. Katzen säugen viel, viel länger und geben auch keine Aufsicht/Erziehung an andere "Rudelmitglieder" ab.
Insgesamt ein spannendes Thema, mit viel Für und Wider und auch ganz extrem von den jeweiligen Umständen abhängig.