In unseren Grooming Seminaren und "Pimp-Terminen"

mache ich immer wieder die Erfahrung, dass die Leute oftmals zu viel mit ihren Hunden reden, ein bisserl die Konsequenz und das richtige Maß im Umgang fehlen ... ^^ Ich bemühe mich immer, dass die Seminar Teilnemer nicht nur lernen mit Bürste und Schere umzugehen, sondern auch der Umgang mit dem Hund entspannter wird und der Hund das Prozedere zumindest annimmt, im Idealfall sogar später noch als angenehm empfindet. Ein Hund, der sich problemlos am ganzen Körper anfassen/bürsten lässt (auch wenn's mal ein bisserl ziepelt), ist auch im Notfall bzw auch bei Routine Besuchen beim Tierarzt ein sehr angenehmer Patient.
Ich gehe ja schon mit meinen Welpen/Junghunden auf Shows, was ihnen in dem jungen Alter mehr als lustiges Spiel vorkommt, denn als ein "Job". So lernen sie schon ganz, ganz früh, dass man sich die Zähnchen angucken und auch den Rest des Körpers intensiv anfassen lassen muss. Beim Welpen ist noch nichts zu schneiden und nur furchtbar wenig zu bürsten, so dass noch nichts ziept und man alles mit Geduld und Konsequenz ohne Unannehmlichkeiten aufbauen kann. Ganz wichtig ist dabei ein fester Platz, wie hier auch schon genannt wurde. Ob das nun ein sog. "Grooming-Tisch" ist, oder irgendein anderer, standfester Tisch ist dabei völlig egal. Die Nutzung eines Tischs hat drei nützliche Vorteile: a) man arbeitet in Rücken schonender Haltung!!

b) der Hund lernt sehr schnell, den Tisch als einen ihm zugewiesenen Platz einzuordnen (auch wenn er leichterdigs runterspringen könnte!!), was auf dem Boden sonst fehlt und c) der Hund verknüpft den Tisch mit einer bestimmten Tätigkeit bei der er gelernt hat, still zu halten. Entweder, weil er es gelernt hat zu genießen, oder zumindest es zu dulden.
Mit Welpen/Junghunden, aber auch mit noch sehr unerfahrenen, zappeligen oder sehr verzauselten Hunden fängt man in kleinen Schritten an, weil ein konsequentes Arbeiten auf dem Tisch uU für Hund und Mensch mental und auch körperlich sehr anstrengend sein kann.
Meist nehme ich eine leichte Schlupf-/Moxonleine, die ich in einer Hand halte, um den Hund auf dem Tisch kontrollieren zu können, solange er noch im "Flucht/Runterspring-Modus" ist. Der erste Schritt ist dass der Hund lernt, dass er unter keinen Umständen aus eigener Entscheidung vom Tisch runter darf. Springt er trotz eines für ihn verständlichen Bleib-Kommandos runter, "fliegt" er wieder zurück. Ok - bin froh, dass ich selten Hunde über 25 kg da habe ...

Ich persönlich arbeite gerne mit Lecker, damit der Hund - sofern er enspannt ist und Bürsten/Bleiben duldet - den Tisch mit etwas Angenehmen verknüpft.
Jegliches Zappeln auf dem Tisch ignoriere ich schlichtweg und bürste/berühre einfach kommentarlos weiter. Frei nach dem Motto "Stumpf ist Trumpf", setze ich jede Pfote wieder zurück in die Position, die ich haben möchte, richte ihn wieder auf ins Steh, oder setze ihn wieder hin. Je nach dem, was ich ihm aufgetragen habe. Bewährt haben sich bei mir Leckerchen im richtigen (!!!) Moment - wenn er grad mal entspannt - ohne, dass dies zu einer Unterbrechung der Prozedur führt. Auch gleichzeitige Ohrmaßage während des Bürstens hat sich bewährt, um zappelige Hunde in die Entspannung zu bringen.
Was ich nicht dulde - und da "dosiere" ich meine Reaktion nicht, sondern passe sie sofort dem jeweiligen Ausmaß der Frechheit an - ist Schnappen. Egal ob nach der Bürste oder gleich nach meiner Hand. Und da kann ich auch nur empfehlen, sich niemals auf Diskussionen einzulassen. Natürlich gehe ich bei verfilztem Fell sehr, sehr vorsichtig vor. Nutze wenn nötig ein gutes Entfilzungsspray oder geeignete Messer/Kämme. Hilft alles nichts, muss auch mal vorsichtig die Schere ran. Dennoch kann es trotz aller Vorsicht mal ziepen und da muss der Hund das einfach dulden und darf nicht schnappen.
Das Ausschneiden der Pfoten ist meistens auch sehr unbeliebt bei den unerfahrenen Hunden, da es offenbar kitzelt. Zudem befindet sich der Hund in einer unangenehmen und für ihn vielleicht sogar gefährlich anmutenden Situation, der er auf drei Beinen sein Gleichgewicht suchend und am vierten Bein im "Klammergriff" befindlich ist. Auch hier gilt - Pfote festhalten und weiter arbeiten, wenn das Zappeln aufhört. Das kann dann ein ganz kurzes Arbeiten sein und dann gleich ein kurzes Lob/Lecker, Pfote absetzen, vielleicht kurz die schon angenehmen Stellen bürsten, oder gar den Hund in eine kurze Pause vom Tisch entlassen und dann später weiter arbeiten. Hunde sind nicht blöd - merken sie, dass man den längeren Atem hat, merken sie auch gleich, dass es für sie von Vorteil ist still zu halten. Ein bisschen wie in der Westernreiterei - unerwünschtes Verhalten schafft Unbequemlichkeit, gewünschtes Verhalten schafft Entspannung. Und das nehmen konsequent aufgezeigt Pferde und Hunde gleichermaßen gerne an.
Durch das konsequente Weitermachen in dem was man tut, ohne großes Reden, Beruhigen etc., jedoch mit sofortiger Sanktion von Frechheiten, schafft man dem wiedersetzlichen, zappelnden Hund in seinem Tun eine unbequeme Situation und zeigt ihm Wege in die Entspannung auf. Ich erlebe immer wieder Hunde, die absolut verkrampft erstmalig auf meinem Tisch stehen und nach einer halben Stunde oder Stunde relaxt ihr letztes Leckerchen auf dem Tisch empfangen und ins Spiel entlassen werden können.
Es kann wirklich jeder lernen!!
Und so sieht dann ein entspannter Hund auf dem Tisch aus - zB meine Libby ...
Nur nicht zu übermütig beim Bürsten und Schneiden werden!!! Nicht, dass nachher das raus kommt ...