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Der perfekte Hund, oder: Perfektionismus in der Hunderziehung

Dabei
22 Sep 2014
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#1
Ich habe die Tage einen sehr interessanten Artikel gelesen:

http://www.planethund.com/hundewissen/hundeerziehung-zwischen-wunsch-und-wirklichkeit-0106.html


Habt ihr auch den Eindruck, dass -ähnlich wie in der Kindererziehung- die Hunde heutzutage immer perfekter werden müssen und gerade zu ein Wettbewerb zwischen den Besitzern entbrannt ist, á la "Aber mein Hund konnte in dem Alter schon dies und jenes"?

Vergleiche ich mit damals, als ich meinen ersten Hund hatte, schienen mir alle in der Hinsicht noch entspannter: ein Hund ist ein Tier und muss nicht perfekt sein.

Heute erwartet man: der Hund soll bitte nicht bellen, sich mit jedem Artgenossen vertragen, absolut kinderlieb und in Menschen vernarrt (dabei aber bitte nicht aufdringlich) sein. In Stadt, Restaurant: überall hin soll er mit, ohne Anzeichen von Stress zu zeigen. Dazu bitte "perfekt" erzogen: keinen Jagdtrieb, keine Pöbeleien, eine imagniäre Leine reicht.

Meiner Meinung nach, wird von Hunden so viel abverlangt, das würde man von einem Kleinkind nicht erwarten (oder: welches Kleinkind läuft 3 Stunden am Samstagnachmittag durch die Stadt, ohne irgendwann zu quengeln?).

Ich muss ehrlich gesagt sagen: ich vermisse die "alte Zeit", als ich mit meinem ersten Hund draußen war und NICHT von jedem zweiten Besitzer ein Besserwisserischer Kommentar gekommen ist, sondern wo man einfach nur den Hund, Hund sein lassen konnte (ohne natürlich Passanten oder andere Hunde zu belästigen: das ist für mich Voraussetzung).

Ich bin gespannt, wie ihr das Thema seht...
 

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Nine

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Dabei
18 Sep 2012
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#2
Im großen und ganzen sehe ich es auch so...
Allerdings bin ich ja so gut wie jeden Tag in der Hundeschule und sehe viele verschiedene Stunden und ich sehe den Trend, zumindest hier bei uns, eher in die andere Richtung gehen, was ich fast noch schlimmer finde. Da wird sich nicht mehr um die Hunde "gekümmert". Können mit fast 1 Jahr kein Sitz, Platz, abruf und die Leute sind völlig.... .... ... Naja, ich will keinen beleidigen.
Und dann die vielen Leute die sich den absolut falschen Hund holen. Alle Schäferhundartigen, große Schnauzer, generell Schutzhunde....Total IN gerade...... Aber das ist ein anderes Thema...

Belehrt wird man hier wenig, wenn man unterwegs ist. Höchstens ein paar Opas aus alten Tagen, die von ihren SV-Zeiten erzählen.
 
Dabei
7 Okt 2014
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#3
Hier bei uns muss ein Hund quasi gar nichts können, Hauptsache er lässt sich von jedem begrapschen und macht alles mit anderen Hunden "unter sich aus".
Absolut ätzend, aber halt Dorfmentalität.
Da verunsichert mich das Forum ehrlich gesagt teilweise mehr *g*
Gemessen an den Hunden in meinem Umfeld, ist Finn perfekt erzogen - gemessen an dem , was ich hier manchmal lese/in Videos sehe, ist er auf dem Stand eines Junghundes.
Er kann weder vernünftig Fuß laufen, noch ein gutes Vorsitz, geschweige denn Steh oder anspruchsvolle Tricks.
Manchmal sind die Ohren auf Durchzug, er zieht zwischenzeitlich auch mal an der Leine und ein wenig Jagdtrieb hat er auch immer noch.
Anfangs kam ich mir total unzulänglich vor , als ich hier mitgelesen habe oder habe überlegt, ob mein Hund dümmer als andere ist .:eek:
Mittlerweile sehe ich es so: Finn beherrscht das, was wir für unseren Alltag brauchen extrem gut, alles andere kann man können, muss man aber nicht zwingend.
Die Sachen, die mir wichtig sind bei einem Hund, sitzen und die, die künftig wichtig werden könnten, werden geübt.
Ich habe (zumindest mit ihm) einfach nicht so große Ambitionen (wie ich sie anfangs durchaus hatte).
Beim zweiten oder nächsten könnte das wieder ganz anders sein, aber Finn ist halt weder ein Sportler noch besitzt er ein besonders hohes Maß an Will to Please.
Wir trainieren im Bereich unserer Möglichkeiten und damit sind wir beide relativ glücklich, egal was andere dazu sagen.
 
Dabei
29 Dez 2012
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#4
Ich bin ja auch viel in der hundeschule und sehe das zwiegespalten.
Ja, der Hund soll am besten aus der mutti schlüpfen und sofort alles können. Stubenrein, durchschlafen, gut erzogen, unauffällig etc.
Aber dafür Zeit investieren?
NEIN, wir beten jede Woche das gleiche auf und ab und die meisten tun nichts Zuhause. 1std in der Huschu muss reichen. Blos keine Zeit in den hund investieren, der läuft im Alltag nebenher, mehr statusobjekt als Lebenspartner.
Wir bekommen diesen Sommer die beschäftigungsstunden einfach nicht voll! Agi,obe,longieren etc. Die ersten 1-2std sind gut besucht, wenn man merkt, dass man das ganze Zuhause vertiefen muss bleiben sie weg
 
Dabei
17 Jun 2013
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#5
Ich kenne auch fast nur die "extreme".
Die einen, die mit Ihren Hunden am Hundeplatz arbeiten, dort im sportlichen Bereich top ausgebildet sind aber sobald es um alltägliche Sachen geht, sind die Hunde katastrophal! Kein Rückruf, pöpelein, Menschen belästigen,.....

Und dann die anderen deren Hunde NICHTS können. Die Hund, Hund sein lassen so zu sagen, oftmals "Bauernhunde" die am Hof leben oftmals in kleinen Ausläufen und ihnen wird nichts beigebracht. Werden dann oftmals von Autos überfahren, verschwinden tagelang,.....

Wir haben allerdings auch die extreme im "Alltag". Eine Kursteilnehmerin, mit zwei Boxerrüden. Theraphiehunde (im Schuleinsatz), bei jedem Spaziergang wird mit irgendetwas bespaßt, jedes Wochenende irgendein anderes Seminar (Apportieren, Fährte, Cavaletti, Longieren,.....). Sie will nichts sportlich machen aber alles "nur zum Spaß". Aber dafür alles!

Hunde die im Alltag problemlos mitlaufen können, aber auch mal abschalten können, gibts bei uns wirklich nur wenige, was ich absolut schade finde, denn das würde das Leben einiger um vieles vereinfachen.
 
Dabei
7 Jun 2015
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#6
Gemessen an den Hunden in meinem Umfeld, ist Finn perfekt erzogen - gemessen an dem , was ich hier manchmal lese/in Videos sehe, ist er auf dem Stand eines Junghundes.
Er kann weder vernünftig Fuß laufen, noch ein gutes Vorsitz, geschweige denn Steh oder anspruchsvolle Tricks.
Manchmal sind die Ohren auf Durchzug, er zieht zwischenzeitlich auch mal an der Leine und ein wenig Jagdtrieb hat er auch immer noch.
Anfangs kam ich mir total unzulänglich vor , als ich hier mitgelesen habe oder habe überlegt, ob mein Hund dümmer als andere ist .:eek:
Mittlerweile sehe ich es so: Finn beherrscht das, was wir für unseren Alltag brauchen extrem gut, alles andere kann man können, muss man aber nicht zwingend.
Das kann ich blind unterschreiben. Mir bzw uns geht es genauso. Ich brauche keinen perfekten Hund (besser gesagt eine dressierte Maschine) So wie er ist, ist er perfekt. Auch wenn er halt ein paar Macken hat. Anfangs hab ich darüber noch anders gedacht, er müsse dies und das unbedingt können. Aber mittlerweile denk ich da anders, die wichtigen Dinge beherrscht mal mehr mal weniger gut. Der Hund ist glücklich (zumindest fühlt es sich an) und wir sind es auch.
 
Dabei
5 Sep 2014
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#7
Bei uns im Umfeld ist es eher so, dass jeder sagt man solle den Hund einfach nur Hund sein lassen und sich nicht gleich aufregen. Wenn dann aber einer gerne jagen geht oder Kinder nicht mag, dann wird unter vorgehaltener Hand getuschelt was das für ein unerzogener Hund ist und der Halter hat den nicht im Griff etc. . Diese Doppelspurigkeit nervt mich schon ziemlich....

Das andere ist, dass es scheinbar ok ist viel Zeit mit Training für Sport zu investieren aber es völlig überflüssig ist Alltagssituationen zu üben und dass der Halter überreagiert oder man sich viiieeel zu viel Zeit nimmt für den Hund.

Ich finde man sollte auf dem Aufbauen was dem Hund gut liegt und beiden Freude macht. Die Dinge die nicht so gut klappen aber für den Alltag notwendig sind üben und sich nicht schämen, dass der Hund eben diese Ecken & Kanten hat. Den perfekten Hund gibt es nicht und will ja auch keiner, aber trotzdem tun manche so als ob ihr Hund die unschuldige Jungfrau Maria sei :rolleyes:
 
Dabei
4 Nov 2015
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#8
Meine Hunde sind auch nicht perfekt,alles was mir wichtig ist beherrschen sie mal mehr mal weniger gut :) Aber meine Hunde dürfen Hund sein und auch mal Blödsinn im Kopf haben :eek: Vorgestern wurde mir von meiner Freundin noch gesagt,wie unerzogen mein Flynn doch ist.Aber sorry,er ist 8 Monate und ich denke das es normal ist dass es noch ein paar offene Baustellen gibt.Er hat zeitweise nur Flausen im Kopf aber ich mag ihn so wie er ist und sie sind beide klasse,auch wenn es keine perfekten Vorzeigehunde sind. LG Katharina mit Mika und Flynn :eek:
 
Dabei
4 Nov 2015
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#9
Da fällt mir noch meine Schwester ein.Für sie sind auch nur Hunde die kein Ton von sich geben richtig tolle und liebe Hunde.Mika,der gerne bellt wenn ich mit ihm spiele oder wenn jemand kommt,der ist ja ein ganz schrecklicher Kläffer.Aber ich hab aufgehört mich aufzuregen :rolleyes:
 
Dabei
29 Dez 2012
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#10
Ich hatte vorhin nur meine beobachteten Erfahrungen geschildert, nicht meine eigene Meinung ;)
Dadurch, dass ich ja Hundetrainer werden will ist Gibbs natürlich irgendwo auch mein Aushängeschild. Ich mein, wer würde zu einem HT gehen, dessen Hund total verzogen ist, unsozialisiert o.ä.? (Hunde mit schwieriger Vergangenheit mal ausgeschlossen)
Daher ist mir wichtig, das er sich zu benehmen weiß, in der Öffentlichkeit nicht negativ auffällt und im Unterricht nicht stört. Er muss zuverlässig mitarbeiten, wenn ich Übungen mit ihm erkläre usw.
Wenn er allerdings 'nur' Familienhund wäre, würde mir ein guter Grundgehorsam schon reichen

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Dabei
26 Mai 2015
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#11
Ich kenne mittlerweile viel Hundeleute und die wenigsten trainieren den Hund auf ich sag jetzt mal das "Alltagsleben".
Entweder wird garnicht erzogen, die Erziehungsbemühungen wurden irgendwann eingestellt, man rennt in die HuSchu und hofft die Erziehung passiert da - übt aber zuHause kaum bis nicht, oder rennen in fast jeden Kurs der HuSchu, so dass der Hund Abtigiftköder trainiert ist, etliche Tricks kann, sich im Agi oder Digility hervortut, aber sich an der Leine aufführt wie ein Irrer und auch nicht abgeleint werden kann. Den Sport als Hobby unter dem Deckmäntelchen: das fördert die Bindung. Jedoch im Leben ohne Konsequenz und Regeln. Es gibt sie super perfekten und die (die ich bewundere) die mit nem ganzen Rudel entspannt daher kommen, alle Hunde im Griff.

Also zumindest hier gibts alle Arten von Hundeleuten und die meisten quasseln einen auch gerne zu.

Im Vergleich zu früher geht der Trend schon dahin dass man mit den Hund in die HuSchu geht. Das gehört zum guten Ton, wie es scheint. Besser erzogen sind die Hunde nicht zwangsläufig. Auch kann ich keinen höheren Perfektionismus ausmachen. Eher so ein Trend Richtung: das Accessesoire Hund soll sich gefälligst auch wie eines Verhalten, strahlend glänzend wunderschön wenn man es braucht und wenn man es nicht braucht - bitte unauffällig, unsichtbar, anspruchslos.
 
Dabei
31 Jan 2015
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#12
Ich lese im Internet immer mehr über diesen Perfektionismus.
Da müssen die Welpen schon von klein auf alles können und ohne wenn und aber spurten.
Meine Schwägerin ist in einem Deutschen Schäferhund-Verein und erzählte, dass da einer mit Aussie-Welpen ist und der macht schon Agi, obwohl er damals halt erst 13 Wochen alt war.
Im Unterton hat man schon ganz gut erkennen können, was sie über unser "Training" denkt.
Zu lieb, zu langwierig, zu doof.
Und wenn da so ein wild gewordener Junghund in der Rüpelphase daher kommt, wird sie natürlich noch mehr darin bestätigt. ;)
Aber nun gut, wir ziehen trotzdem unser Ding in unserem Tempo durch.

Ganz anders ist es jedoch da, wo ich spazieren gehe.
Da sind leider meist sehr viele Menschen unterwegs und hier habe ich eher das Problem, dass die sich gar nicht dafür interessieren, ob der Hund hört oder nicht.
Da werden die Hunde sogar abgeleint und man geht völlig ohne Leine, Halsband oder Geschirr vor die Tür, weil der Hund an der Leine ja eh nicht hört - super!
Die Hunde wuseln so umher, jeder lässt jeden mit jedem spielen und die wenigsten nehmen auch nur ansatzweise Rücksicht, wenn ich da mit einem angeleinten Hund daher gelaufen komme.
Da hätte ich doch fast lieber mehr von Sorte 1 hier rumlaufen...
 

Suki

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Dabei
9 Okt 2014
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#13
Was ich sehr traurig finde ist, dass ein gesundes Mittelmaß verloren gegangen ist. Auch ich mache zum Beispiel mit Jussi Hundesport, er kann recht gut Fuß laufen, wir machen das gerne und aus Freude, nicht damit ich mich mit anderen Messen kann.
Aber im Sport begegnen mir dann oft Leute die zutiefst enttäuscht sind , wenn es nicht so klappt. Da gibt es keine schlechten Tage.

Andereseits sehen es viele extrem locker, notfalls kann man ja die Flexi ran machen.

Mir gefällt diese Entwicklung so gar nicht, besonders das Hundw immer verglichen werden. Kein Hund ist gleich, während Jussi zum Beispiel gerne UO mit mir macht, hat Suki da nur wenig Freude an und weiß bis heute nicht was vorsitzen ist.
Sie war noch nicht mal in einer Hundeschule..


Aber was mir wichtig läuft klappt und das ist mir wichtig, da muss ich nicht gucken ob irgendein Hund in Jussis Alter schon auf einer WM mitgelaufen ist....

Es es sind und bleiben Hunde, einerseits keine Maschinen andererseits läuft ein Hund eben nachdem was mir wichtig ist und ich finde einfach man sollte selbst überlegen : Was ist mir wirklich wichtig ? und was davon kann ich mit meinem Hund vereinbaren.

Und da ist ein gesundes Mittelmaß einfach gut , aber ich kann das schon verstehen, dass viele Leute heute sehr perfektionistisch denken. Schließlich wird einem mittlerweile überall eingetrichtert das ein Hund laufen muss, man eine Hundeschule besuchen muss.. Sich da auf sein Bauchgefühl zu verlassen ist schwer.



.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dabei
14 Mai 2012
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#14
Was ich sehr traurig finde ist, ist dass ein gesundes Mittelmaß verloren gegangen ist.
Ich denke, dass das auch mit öffentlichen Schlagzeilen oder persönlichen Erfahrungen/Geschehnissen verloren geht. Wie du bereits gesagt hast, es wird einem überall eingetrichtert, dass der Hund (und ich habe das Gefühl mittlerweile auch Kinder) muss perfekt funktionieren und Hundeschule ist sowieso ein Muss.

Ich persönlich bin leider perfektionistisch veranlagt und durch Hundebegegnungen jeglicher Art habe ich mir teilweise gedacht: "Nein, so wird mein Hund nie."
Durch diese Begegnungen und der Veranlagung zum Perfektionismus musste Riley anfangs drunter leiden. Natürlich nicht körperlich, aber ich war sehr schnell gefrustet, wenn alles nicht so klappte, wie ich es wollte. Ich habe oft gedacht: "Nein, sie darf das nicht. Das muss so gemacht werden. Ist ja peinlich, wenn sie das nicht kann/das nicht funktioniert." Damit hat sie natürlich auch Frust entwickelt. Es hat etwas gedauert, bis ich mir selbst sagen konnte: "Was soll´s. Sie ist ein Hund und so soll sie auch leben können. Ich bin nicht perfekt, wieso sollte sie es dann sein."

Heute ertappe ich mich auch noch ab und zu, dass ich noch so denke wie damals oder das ich, bei einem schlechten Tag, doch wieder recht schnell gefrustet bin, wenn es nicht so funktioniert, aber ich kann da mittlerweile dann die Bremse ziehen und einfach drüber lachen. Jeder Hund wird seine Baustellen/kleineren Probleme haben, egal ob versteckt oder offensichtlich.
 
Dabei
7 Okt 2014
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#15
Mir ging es anfangs genauso.
Ich habe von Finn auch teilweise mehr gefordert, als er (zumindest zu dem Zeitpunkt) leisten konnte und das hat uns beide enorm gefrustet.
Ganz besonders dann, wenn Etwas eigentlich schon saß und dann plötzlich nicht mehr umgesetzt wurde.
Heute tue ich schlechte Tage und blöde Situationen eher mal als shit happens ab und suche den Fehler zuallererst bei mir - wobei ich durchaus noch recht hohe Ansprüche an meinen Hund habe im Vergleich zu anderen Hundehaltern aus meinem Umfeld.
Aber nie höhere, als er in der Lage ist zu erfüllen.
 
Dabei
5 Aug 2014
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#16
Also ja kann ich nur bestätigen. Viele erwarten Perfektion im Gehorsam und hundebegegnungen ect.
Wo man dann öfter mal dran erinnern muss, das ihr Hund ein junghund ist. Oder Pupertät oder mal nen schlechten Tag haben darf. Sind ja keine Maschinen.
Bei Spencer habe ich mir wirklich viel Zeit gelassen. Und ihn Hund sein lassen. Ich bin mir auch bewusst, das manche Sachen halt Monate Konsequenter Übung brauchen. Damit das dann sitzt. Das vergessen halt auch viele. Das ein Lernprozess hält lange dauern kann, je nachdem was man beibringen will.
Im Endeffekt ist es ein Lebewesen mit einem eigenen Willen und Gefühlen. Da fragt man sowieso, was ist perfekt. Inwiefern ist diese realistisch erreichbar.
 
Dabei
7 Nov 2013
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#17
Ich denke das ist tatsächlich eine Frage davon, mit welchen Menschen man sich selbst umgibt..
Bin ich nur auf dem Hundeplatz, hier im Forum oder ähnliches würde ich den Eindruck tatsächlich auch haben.
Aber im Alltag absolut nicht.

Treffe ich Freunde - ambitionierte Hundehalter - welche Barney schon immer kennen, sind die erstaunt darüber, wie toll er sich entwickelt hat. Nicht-Hundehalter sehen ihn als schrecklichen und dermaßen anstrengenden Hund an und erwähnen nicht nur einmal, dass sie so einen Hund (außer vom optischen) niemals wollen würden.
Und dann gibt es ambitionierte Hundehalter, welche nie große Schwierigkeiten hatten (Hund hat keine Ängste, Unsicherheiten, Aggressionsprobleme, etc.) und meinen Hund als einzige Baustelle sehen.
Oder Hundhalter, welche sagen "lass den Hund doch Hund sein", denen das gebelle o.ä. sowieso vollkommen egal ist.

Also ich würde nicht sagen, dass es eine größere Tendenz zum Perfektionismus gibt.
Es gibt einfach mittlerweile mehr Menschen, welche ihren Hund nicht mehr nur im Haus, auf dem Hof und beim Spaziergang bzw. der Arbeit dabei haben wollen, sondern als gesellschaftlicher Begleiter.
Und dabei sind nun mal andere Voraussetzungen gewünscht, welche nicht jeder Hund bzw. Charakter bringt.


Ich habe Anfangs zum Beispiel zur Sparte "Perfektionismus"(Vorsitzen, perfektes Bei Fuss, Begleiter in jeder Lage, blabla) gehört.
Warum?
A) Weil ich viel gelesen hatte, aber eigentlich null Erfahrung mitgebracht habe und die Situation nicht realistisch eingeschätzt habe
B) Weil ich Baustellen im frühen Alter vermeiden wollte

Heute gehöre ich zur Sparte "Tiefenentspannt" (zumindest meistens) bzw. Fokus auf die Basics
Warum?
A) Weil ich die Chancen auf einen "perfekten" Hund bei Barney realistisch einschätze
B) Weil ich meinen Hund nicht immer wieder in Stresssituationen bringen will, sondern auf seinen Charakter eingehe, der einfach eher zu Haus & Hof - Hund tendiert
C) Weil mein Hund genau so sein darf wie er ist und über die "Makel" lach ich fast nur noch (oder schäme mich manchmal innerlich:D:D), weil wir schon weitaus größere Probleme hatten und ich froh darüber und stolz darauf bin, wie er sich entwickelt hat
 
Dabei
14 Mai 2012
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#18
Ich habe Anfangs zum Beispiel zur Sparte "Perfektionismus"(Vorsitzen, perfektes Bei Fuss, Begleiter in jeder Lage, blabla) gehört.
Warum?
A) Weil ich viel gelesen hatte, aber eigentlich null Erfahrung mitgebracht habe und die Situation nicht realistisch eingeschätzt habe
B) Weil ich Baustellen im frühen Alter vermeiden wollte

Heute gehöre ich zur Sparte "Tiefenentspannt" (zumindest meistens) bzw. Fokus auf die Basics
Warum?
A) Weil ich die Chancen auf einen "perfekten" Hund bei Barney realistisch einschätze
B) Weil ich meinen Hund nicht immer wieder in Stresssituationen bringen will, sondern auf seinen Charakter eingehe, der einfach eher zu Haus & Hof - Hund tendiert
C) Weil mein Hund genau so sein darf wie er ist und über die "Makel" lach ich fast nur noch (oder schäme mich manchmal innerlich:D:D), weil wir schon weitaus größere Probleme hatten und ich froh darüber und stolz darauf bin, wie er sich entwickelt hat
Besser hätte man es nicht formulieren können! Unterschreibe ich sofort :)
 
Dabei
27 Jul 2012
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#19
Für mich muss mein Hund einfach zu mir passen. Gewisse Regeln gibt es und die werden eingehalten. Wir treffen leider viel zu viele Leute deren Hunde nur pöbeln, nicht hören und teilweise noch aggressiv sind, sowas kann ich garnicht ab und dann laufen die hier ohne Leine rum.
Ich halte bei sowas meinen Mund, mein Hund muss mir gefallen, und ich muss mit ihm klar kommen, was die anderen machen ist nicht mein Problem, ich belehre niemanden aber gut finde ich das definitiv nicht.

Diaz ist wahrlich nicht perfekt aber ich weiß wie ich mit ihm umzugehen habe, weil ich ihn lesen kann. Hat er einen schlechten Tag bleibt er an der Leine, Punkt. Ich gehe kein Risiko für andere oder ihn ein.

Der Kleine ist für mich jetzt schon nah an meinem perfekten Hund, aber was ist schon perfekt, es ist Ansichtssache ;) das einzige was ich richtig "trainier" (vielleicht 5-10mal für 30-60 Sek am Tag) ist Sitz und Hier, den Rest bietet er von sich an, und ich nehme es natürlich dankend entgegen, zumal ich es von Diaz so nie kannte...

Jeder trainiert anders, hat einen anderen Standard, aber Basics sollte jeder Hund können, kann er die nicht, und stellt eine "Bedrohung" für andere da, egal in welcher Weise, gehört er an die Leine, das ist mein klarer Standpunkt dazu. Wir wurden schon mehrfach angegriffen und die ganzen "Tutnixe" und "Der will nur spielen" gehen mir sowas von auf den Keks... Ich hab kein Problem wenn ein Hund nicht perfekt ist, aber sowas geht garnicht...
 
Dabei
12 Jul 2012
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#20
perfekt ist niemand, warum sollte ich dies also von meinem hund verlangen?

ok, ich erwarte mehr von meinem hund als "normalen" grundgehorsam. wenn ich rufe hat er sofort zu kommen und nicht erst dann wann es ihm beliebt.wobei ich klar einen unterschied sehe zwischen gehorsam hundeplatz/üben und larifari zuhnause rumdaddeln. auf dem platz will madame es gut machen, da würde ich sagen läuft sie nahezu perfekt. das machen wir weil es uns einfach spass macht. zuhause braucht sie selten im fuß laufen, da erwarte ich nur dass sie nicht an der leine zieht (sollte sie mal eine dran haben). ansosnten kann mein hund hund sein.

hier im ort würde ich schon sagen ist sie einer der hunde die am besten hören. manchmal bekomm ich kommentare zu hören..ach du mit deinem aussie..die macht ja eh alles was du sagst. aber das es da einen konkurenzkampf gibt..um gottes willen..das wäre ja noch schöner. beim hupla bekomme ich höchstens mal zu hören..ach die strebermaus.
 
Dabei
7 Okt 2014
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#21
Es ist natürlich auch die Frage, wie unterschiedlich man Basics interpretiert.
Hier habe ich das Gefühl, das die Leute Sitz als Basic Nummer 1 ansehen für ihre Hunde und dann kommt lange Zeit nichts, außer den eigenen Namen kennen und zumindest zeitweilig so an der Leine zu laufen , dass man sich nicht erhängt.
Da sind Rückruf oder Abbruchsignal ja meist schon Fremdworte.

Ich erwarte von meinem Hund zum Beispiel ein extrem gut funktionierendes Bleib und Stopp , absitzen an der Straße und absitzen/legen auf Distanz.
Das ist mir persönlich wichtiger als gutes Gehen im Fuß , einfach weil ich den Hund damit vor und in gefährlichen Situationen schützen kann.
Und das ist somit auch das, was ich immer wieder übe, auch wenn es Finn schon aus den Ohren rauskommt.
Viele verstehen meine Intention dahinter aber nicht und halten es für reine Spielerei.
 
Dabei
27 Jul 2012
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#22
Für mich ist das wichtigste ein kommen wenn ich ihn rufe im Freilauf. Hört er da nicht, Leine dran und mit Leine kann ich ihn ja kontrollieren.
Zudem ist für mich persönlich wichtig das ich meinen Hund irgendwo ablegen oder setzen kann und er wartet, sowie nicht an der Leine zieht. Ich brauche kein perfektes Fuß!
Aber auch hier wird Training von Freizeit unterschieden, wäre Diaz immer so wie im Training wäre er wirklich nah an perfekt dran, brauch ich aber nicht. Natürlich bin ich stolz wenn er so super ist im Training, vorallem
navhdem was wir alles durch haben, aber mich mit anderen messen? Wieso? Das ist in dem Sinne ja nicht mein Problem wenn die Leute nach der Pfeife ihres Hundes tanzen. Ein Hund braucht seinen Rudelchef und dazu gehören nunmal auch Regeln.
 
Dabei
10 Sep 2012
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#23
nun, ich habe in der UO bedingt durch meine SV Kindheit einen gewissen Hang zum Perfektionismus, aber: das endet mit der BH, einfach weil ich da mich zurücknehmen muss, meiner Hunde willen.
Meine Welpen und Junghunde haben im ersten Jahr Grundkommandos gelernt und ich bin der Meinung, der Rückruf MUSS klappen, grad bei uns mit 4 Hunden hat man sonst keinen Spass. Mich erschreckt das in den Erziehungskursen immer, wie wenig Wert die Leute drauf legen. Auch dass sich jeder Hund beschnuppern lassen muss und die das dann schon klären bringt mich megamäsig auf die Palme, meine Kleine mag das gar nicht und keiner will das einsehen. Ich bin teils wirklich von Idioten umzingelt. Aber die gucken dann schön blöd, wenn der Hund ordentlich mitarbeitet und rückrufbar ist.
Ansonsten gebe ich offen und ehrlich zu dass meine Hunde nicht perfekt sind und das ist auch gut so. Ich bins nämlich auch net.
Aber ich sehe die Entwicklung zum unauffälligen Hund auch sehr kritisch. Die können nämlich keine Briefe schreiben oder sich aussprechen... Von daher gibt's eben dann ne hündische Ansage und gut ist. Meine Hunde gehen auch mal mit auf Messen, Restaurants oder Events. Aber nicht immer alle und nicht immer ständig. Nur auf Turnieren kommen wir vollzählig an, geht ja net anders *gg*
Die Kleine ist jetzt 15 Monate und ich werde ganz oft schief angeguckt, weil sie eben grade erst mit Agi anfängt und im Flyball noch nicht turnierfertig ist. Warum auch? Ich kann sagen, die Kindheit hat sie genossen und hatte Spass dabei.
 
Dabei
8 Okt 2012
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#24
Ich war mit Akira immer sehr perfektionistisch. Das hat aber dazu geführt, dass wir uns eine Zeit lang sehr voneinander distanziert hatten, weil nichts ging und alles frustrierend war.
Im Internet hatten die halt alle Aussies mit kleinem Radius, die immer hören und deshalb hat jeder gleich fünf davon, da muss einer doch machbar sein. Dass die auch nur so wirken, weil man eben meist nur mit dem Guten angibt, war mir damals nicht klar.

So richtig gut läuft es erst, seit ich lockerer bin. Ich verlange nicht viel von meinen Hunden und sie dürfen viel, eigentlich alles. Vorausgesetzt es widerspricht nicht dem Leben innerhalb der Gesellschaft, nervt mich nicht und sie hören damit auf, wenn ich es sage. :D
 
Dabei
7 Okt 2014
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#25
So ging mir das auch zeitweise.
Ich wollte einen möglichst kleinen Radius und habe meinen Hund ständig zu mir gerufen, mit dem Ergebnis, dass der Radius immer größer wurde und die Ohren auf Durchzug gingen.
Als ich angefangen habe, einfach weiter zu gehen, wenn mein Hund sich zu weit entfernt hat meiner Meinung nach, habe ich erst das unsichtbare Gummiband bemerkt.
Finn kam nämlich dann sofort angeschossen, weil er das echt doof findet, wenn ich einfach weitergehe.
Und der merkt das IMMER, selbst wenn ich schleiche.
Sich vor dem Hund verstecken ist quasi unmöglich, also hatte ich den Beweis, dass er geistig immer bei mir ist und das reicht mir.

Btw. zweimal ist es mir aber doch gelungen, mich zu verstecken und obwohl es ja eigentlich gemein ist, fand ich es echt witzig zu beobachten , wie verzweifelt mein Hund mich gesucht hat.
Und wie sauer der war, als er mich endlich gefunden hatte.
Er wollte mich allen Ernstes maßregeln beim ersten Mal, das hatten wir aber schnell geklärt - allerdings nicht mal mit Absicht, ich bin ihm nämlich versehentlich auf die Pfote getreten, als er mich zwicken wollte :cool:
 
Dabei
20 Jan 2016
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Alter
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#26
Ich denke, dass das auch mit öffentlichen Schlagzeilen oder persönlichen Erfahrungen/Geschehnissen verloren geht. Wie du bereits gesagt hast, es wird einem überall eingetrichtert, dass der Hund (und ich habe das Gefühl mittlerweile auch Kinder) muss perfekt funktionieren und Hundeschule ist sowieso ein Muss.

Ich persönlich bin leider perfektionistisch veranlagt und durch Hundebegegnungen jeglicher Art habe ich mir teilweise gedacht: "Nein, so wird mein Hund nie."
Durch diese Begegnungen und der Veranlagung zum Perfektionismus musste Riley anfangs drunter leiden. Natürlich nicht körperlich, aber ich war sehr schnell gefrustet, wenn alles nicht so klappte, wie ich es wollte. Ich habe oft gedacht: "Nein, sie darf das nicht. Das muss so gemacht werden. Ist ja peinlich, wenn sie das nicht kann/das nicht funktioniert." Damit hat sie natürlich auch Frust entwickelt. Es hat etwas gedauert, bis ich mir selbst sagen konnte: "Was soll´s. Sie ist ein Hund und so soll sie auch leben können. Ich bin nicht perfekt, wieso sollte sie es dann sein."

Heute ertappe ich mich auch noch ab und zu, dass ich noch so denke wie damals oder das ich, bei einem schlechten Tag, doch wieder recht schnell gefrustet bin, wenn es nicht so funktioniert, aber ich kann da mittlerweile dann die Bremse ziehen und einfach drüber lachen. Jeder Hund wird seine Baustellen/kleineren Probleme haben, egal ob versteckt oder offensichtlich.
Der Beitrag könnte auch von mir gewesen sein. Ich finde es total schwierig meine erzieherischen Fähigkeiten und meinen Hund nicht in Frage zu stellen (aber eher mich, als den Hund). In meiner Rettungshundestaffel ist ein 4 Monate alter Golden Retriever (meine Hündin ist nur 1 Monat älter) und da vergleicht man schon.

Wen Mika bellt wie blöd und sich in die Leine hängt und röchelt... das ist schon extrem nervig und frustrierend, v.a. wenn der Golden Retriever locker, flockig neben dem Herrchen trabt. Goldi legt sich auch ohne Leckerli ruhig hin (während ich sie mit Hühnchen zum hinlegen bewegen möchte) und lässt das Spielzeug auf Kommando sofort los (Macht Mika ohne Leckerli nicht). Da frage ich mich einfach: Wie machen die das? Was mache ich falsch? Liegt es an mir? Liegt es am Hund?

Tauschen wollte ich trotzdem nicht. Der Goldi wirkt auf mich immer so träge und gelangweilt (außer im Spiel). Nimmt die Umgebung kaum wahr (wie ich finde) und reagiert kaum auf Menschen, die sie streicheln. Mika schnüffelt und interessiert sich für alles und freut sich über jeden, der auf sie zukommt. Das finde ich eigentlich ganz schön.

Trotzdem... das Ziehen an der Leine finde ich am frustrierendsten. Das kann ich in diesen Situationen nicht einmal üben, weil sie nur so zieht, wenn sie aufgeregt ist und dann interessiert sie sich nicht für Leckerlis. Meist sind das auch genau die Situationen in denen ich auch vorwärts kommen muss - also habe ich nicht die Zeit sie bei jedem Schritt abzublocken und nach hinten zu schicken. Auf unserer üblichen Gassirunde klappt es "relativ" gut.

Mittlerweile bin ich aber auch soweit, dass ich einfach die Flexi nehme, wenn ich keinen Bock auf training und/oder ziehen habe. So kann ich doch recht entspannt Gassi gehen, brauche weder Rückruf noch Leinenführigkeit. Bei allem Perfektionismus muss das auch sein.
 

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