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Brief an mein Herrchen

Dabei
19 Aug 2011
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#1
weiß nicht ob es hier richtig ist, musste es aber reinsetzen.

Brief an mein Herrchen

Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich dich mit meinen Spielen und brachte dich zu lachen. Trotz einiger durchgekauter Schuhe und geschlachteter Sofakissen wurde ich dein bester Freund. Immer wenn ich böse war, erhobst du den Zeigefinger und sagtest: "Wie konntest du nur?" - aber dann gabst du nach und drehtest mich auf den Rücken um mir den Bauch zu kraulen.
Mit meiner Stubenreinheit dauerte es etwas länger, denn du warst ja so furchtbar beschäftigt, aber auch das haben wir zusammen in den Griff bekommen. Ich erinnere mich noch an all die schönen Nächte, in denen ich mich ganz eng an dich kuschelte und den Geschichten und Geheimnissen deines Lebens zuhörte. Ich glaubte, das Leben könne schöner nicht sein. Wir machten Spaziergänge durch den Park, fuhren mit dem Auto große Runden und holten uns Eis. Ich bekam immer die Waffel, weil Eiscreme schlecht für Hunde ist - sagtest du.
Allmählich fingst du an, mehr und mehr Zeit mit deiner Arbeit und Karriere zu verbringen - und auch damit, dir einen menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete stundenlang geduldig auf dich und tröstete dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte dich niemals wegen schlechter Entscheidungen und überschlug mich jedesmal vor Freude, wenn du endlich nach Hause kamst.
Sie, deine Frau, ist kein Hundemensch, aber trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen und gehorchte ihr. Ich war glücklich, weil du glücklich warst. Dann kamen die Menschenbabys und ich teilte Freude und Aufregung. Mich faszinierte ihre rosa Haut und der Geruch und am liebsten hätte ich sie genau wie ihr bemuttert... aber ihr hattet Angst, dass ich ihnen wehtun könnte. So ergab es sich, dass ich die meiste Zeit in einem anderen Zimmer oder in der Hütte verbrachte. Ich wollte sie doch auch lieben, aber ich wurde zu einem Gefangenen der Liebe.
Dann aber wurden sie größer und ich dann endlich ihr bester Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest und zogen sich auf ihren wackeligen Beinen an mir hoch. Sie pieksten mit ihren Fingern in meine Augen, inspizierten meine Ohren und küssten mich auf meine Nase. Ich aber liebte alles an ihnen, auch ihre groben Berührungen, denn deine waren so selten geworden.
Es hat mal Zeiten geben, da zogst du ein Foto aus der Tasche und erzähltest Geschichten über mich, wenn du gefragt wurdest, ob du einen Hund hast. Heute antwortest du nur noch mit "JA" und wechselst das Thema. Über die Jahre hinweg habe ich mich von "Deinem Hund" in "nur einen Hund" verwandelt und jede Ausgabe für mich wurde dir ein Dorn im Auge. Jetzt hast du neue Berufsmöglichkeiten in einer anderen Stadt und ihr zieht in eine neue Wohnung. Tierhaltung ist dort nicht erlaubt.
Für deine Familie hast du sicher die richtige Wahl getroffen, aber es hat eine Zeit gegeben, da war ich auch deine Familie. Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir im Tierheim ankamen.
Es roch nach Hunden, Katzen und auch nach Angst und Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die Formulare aus und sagtest, dass sie schon ein schönes Zuhause für mich finden werden. Mit einem Achselzucken warfen sie dir einen gequälten Blick zu. Du musstest jeden einzigen Finger deines Sohnes von meinem Halsband lösen und er schrie: "Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen". Er weinte und ich machte mir Sorgen um die Lektion, die du ihm gerade erteilt hattest: über Freundschaft, Liebe und Loyalität. Du hast dann zum Abschied noch meine Kopf getätschelt, meine Augen gemieden und höflich auf Halsband und Leine verzichtet.
Nachdem du fort warst, sagten die beiden netten Damen, dass du schon Monate von dem Umzug gewusst hast und nichts unternommen hast, um für mich ein neues Zuhause zu finden. Sie schüttelten den Kopf und sagten: "Wie konnte er nur".
Man kümmerte sich im Tierheim um mich und natürlich wurden wir auch regelmäßig gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon lange verloren. Immer wenn jemand an meinem Käfig steht, gehe ich hin um nachzuschauen ob du es bist, ob du es dir vielleicht doch anders überlegt hast - das all dies nur ein schlimmer Traum ist...

Ich hörte Schritte, als sie kamen und mich holten und ich trottete hinter ihnen her. Man kraulte mir die Ohren und sagte, dass alles in Ordnung sei. Vor Aufregung pochte mein Herz ganz laut, denn ich spürte, dass für einen Gefangenen der Liebe die Zeit abgelaufen war... aber ich spürte auch die Erleichterung, denn ohne dich war eh für mich alles sinnlos geworden. Ich spürte die Nadel in meiner Vene und die kühle Flüssigkeit in meinen Adern und dann wurde ich angenehm müde.
Ihr "Wie konnte er nur" war das Letzte was ich von Ihnen hörte. Jetzt bin ich an einem besseren Ort und ich werde dort auf dich warten und dir schwanzwedelnd entgegenlaufen, wenn du kommst.
 

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*Loki*

Lokimotive
Dabei
16 Mai 2011
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#2
Diesen Brief kenne ich schon länger und er wird nie leichter zu lesen ...
So eine Situation erlebe ich gerade in meiner Familie, alter Hund (Golden Retriever, 11 Jahre) ist lästig geworden ... Es ist total schwer für mich, ihn nicht zu uns zu nehmen, aber da er einige Baustellen hat, die wir uns definitiv nicht leisten können muss er bei seiner Besitzerin bleiben.
 
Dabei
14 Sep 2011
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#3
habe den brief gelesen,und gleich geheult und danach meinen cody ganz doll an mich gedrückt und geknuddelt.
 
Dabei
19 Aug 2011
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#4
Hallo Loki, wie kann den ein Hund lästig werden? Nur aufgrund der Kosten? Wie sünde ist das denn.

Hallo simi70, ging mir genause, habe den Brief gestern von einer Freundin bekommen, musste meine beiden auch erstmal knuddeln.
 
Dabei
19 Aug 2011
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#7
hätte vielleicht auch schreiben müssen, lesen auf eigene Verantwortung,
nicht das ich von euch noch die Rg über die verbrauchten Taschentücher bekomme.
 
Dabei
27 Sep 2011
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#8
Das ist wirklich sehr herzzerreissend...

Ich habe hier noch so eine Geschichte, die ich bis heute nicht ohne zu heulen lesen kann. Da geht es um die Hinterhofzüchter und "Lea`s kurzes Leben"...



Ich weiss nicht mehr viel von dem Ort, wo ich geboren bin.
Es war eng und dunkel und nie spielte ein Mensch mit uns.
Ich erinnere mich noch an Mama und ihr weiches Fell, aber sie war oft krank und sehr dünn.
Sie hatte nur wenig Milch für mich und meine Brüder und Schwestern.
Die meisten von ihnen waren plötzlich gestorben.
Als sie mich von meiner Mutter wegnahmen, hatte ich furchtbare Angst und war so traurig.
Meine Milchzähne waren kaum durchgestossen und ich hätte meine Mama doch noch so sehr gebraucht.
Arme Mama, es ging ihr so schlecht.
Die Menschen sagten, dass sie jetzt endlich Geld wollten und dass das Geschrei meiner Schwester und mir ihnen auf die Nerven gingen.
So wurden wir eines Tages in eine Kiste verladen und fortgebracht.
Wir kuschelten uns aneinander und fühlten wie wir beide zitterten, ohnmächtig vor Angst.
Niemand kam, um uns zu trösten.
All diese seltsamen Geräusche und erst noch die Gerüche - wir sind in einem "Petshop", einem Laden, wo es viele verschiedene Tiere gibt.
Einige miauen, andere piepsen, einige pfeifen.
Wir hören auch das Wimmern von andern Welpen.
Meine Schwester und ich drücken uns eng zusammen in dem kleinen Käfig.
Manchmal kommen Menschen uns anschauen, oft ganz kleine Menschen, die sehr fröhlich aussehen, als wollten sie mit uns spielen.
Tag um Tag verbringen wir in unserem kleinen Käfig.
Manchmal packt uns jemand und hebt uns hoch um uns zu begutachten.
Einige sind freundlich und streicheln uns, andere sind grob und tun uns weh.
Oft hören wir sagen
"oh, sind die süss, ich will eines", aber dann gehen die Leute wieder fort.
Letzte Nacht ist meine Schwester gestorben.
Ich habe meinen Kopf an ihr weiches Fell gelegt und gespürt, wie das Leben aus dem dünnen Körperchen gewichen ist.
Als sie sie am Morgen aus dem Käfig nehmen sagen sie, sie sei krank gewesen und ich sollte verbilligt abgegeben werden, damit ich bald wegkomme.
Niemand beachtet mein leises Weinen, als mein kleines Schwesterchen weggeworfen wird.
Heute ist eine Familie gekommen und hat mich gekauft !
Jetzt wird alles gut !
Es sind sehr nette Leute, die sich tatsächlich für MICH entschieden haben.
Sie haben gutes Futter und einen schönen Napf dabei und das kleine Mädchen trägt mich ganz zärtlich auf den Armen.
Ihr Vater und Mutter sagen, ich sei ein ganz süsses und braves Hundchen.
Ich heisse jetzt Lea.
Ich darf meine neue Familie sogar abschlabbern, das ist wunderbar.
Sie lehren mich freundlich, was ich tun darf und was nicht, passen gut auf mich auf, geben mir herrliches Essen und viel, viel Liebe.
Nichts will ich mehr, als diesen wunderbaren Menschen gefallen und nichts ist schöner als mit dem kleinen Mädchen herumzutollen und zu spielen.
Erster Besuch beim Tierarzt.
Es war ein seltsamer Ort, mir schauderte.
Ich bekam einige Spritzen.
Meine beste Freundin, das kleine Mädchen, hielt mich sanft und sagte, es wäre ok, dann entspannte ich mich.
Der Tierarzt schien meinen geliebten Menschen traurige Worte zu sagen, sie sahen ganz bestürzt aus.
Ich hörte etwas von schweren Mängeln und von Dysplasie E und von zwei Herzen.
Er sprach von wilden Züchtern und dass meine Eltern nie gesundheitlich getestet worden seien.
Ich habe nichts von alledem begriffen aber es war furchtbar, meine Familie so traurig zu sehen.
Jetzt bin ich sechs Monate alt.
Meine gleichaltrigen Artgenossen sind wild und stark, aber mir tut jede Bewegung schrecklich weh.
Die Schmerzen gehen nie weg.
Ausserdem kriege ich gleich Atemnot, wenn ich nur ein wenig mit dem kleinen Mädchen spielen will.
Ich möchte so gerne ein kräftiger Hund sein, aber ich schaffe es einfach nicht.
Vater und Mutter sprechen über mich.
Es bricht mir das Herz, alle so traurig zu sehen.
In der Zwischenzeit war ich oft beim Tierarzt und immer hiess es "genetisch" und "nichts machen".
Ich möchte draussen in der warmen Sonne mit meiner Familie spielen, möchte rennen und hüpfen.
Es geht nicht.
Letzte Nacht war es schlimmer als eh und je.
Ich konnte nicht einmal mehr aufstehen um zu trinken und nur noch schreien vor Schmerzen.
Sie tragen mich ins Auto.
Alle weinen.
Sie sind so seltsam, was ist los ?
War ich böse?
Sind sie am Ende böse auf mich ?
Nein, nein, sie liebkosen mich ja so zärtlich.
Ach wenn nur diese Schmerzen aufhörten !
Ich kann nicht mal die Tränen vom Gesicht des kleinen Mädchen ablecken aber wenigstens erreiche ich seine Hand.
Der Tisch beim Tierarzt ist kalt.
Ich habe Angst.
Die Menschen weinen in mein Fell, ich fühle, wie sehr sie mich lieben.
Mit Mühe schaffe ich es, ihre Hand zu lecken.
Der Tierarzt nimmt sich heute viel Zeit und ist sehr freundlich, und ich empfinde etwas weniger Schmerzen.
Das kleine Mädchen hält mich ganz sanft, ein kleiner Stich...
Gott sei Dank, der Schmerz geht zurück.
Ich fühle tiefen Frieden und Dankbarkeit.
Ein Traum: ich sehe meine Mama, meine Brüder und Schwestern auf einer grossen grünen Wiese.
Sie rufen mir zu, dass es dort keine Schmerzen gibt, nur Friede und Glück.
So sage ich meiner Menschenfamilie Aufwiedersehen auf die einzige mir mögliche Weise:
mit einem sanften Wedeln und einem kleinen Schnuffeln.
Viele glückliche Jahre wollte ich mit Euch verbringen, es hat nicht sein sollen.
Statt dessen habe ich Euch so viel Kummer gemacht.
Es tut mir leid, ich war halt nur eine Händlerware. Lea
 
Dabei
3 Apr 2011
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451
#11
Oh, das ist ja auch soooo traurig! Da kullern die Tränen...
 

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