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Weiss ist nicht gleich weiss!
Es gibt verschiedene Gene, die das Fell von Hunden weiss erscheinen lassen, bekannt sind derzeit 3 Möglichkeiten ein weisses Fell zu zeigen (E-, M- und S-Locus), von denen 2 beim Aussie vorkommen (M- und S-Locus). Genau genommen sind diese Hunde nicht weiss, da es kein weisses Pigment gibt. Sie erscheinen optisch aber weiss, weil sie gar kein Pigment haben. Beim Aussie kommt dafür der M-Locus und der S-Locus in Frage.
Weiss ist in in einigen Fällen, wo die Farbe am Kopf das Ohr erreicht mit einem erhöhten Risiko für Taubheit gekoppelt. Hier vor allem weiss durch Extremscheckung (Bestimmt durch den S-Locus, Bsp. Dogo Argentino) oder weiss durch die Doppelung des Merle-Gens (Bestimmt durch den M-Locus, Double Merle). Es gibt noch eine andere Art von weiss, welche durch eine sehr gute Pigmentierung der Haut keine Probleme mit Taubheit mit sich bringt (Bsp. Samojeden, Slovensky Cuvac, Weisse Schäferhunde). Da diese Art beim Aussie nicht vorkommt wird sie hier auch nicht näher beschrieben.
Bei Extremschecken und weiss durch homozygotes Merle gilt, je ausgeprägter das weiss um die Ohren und im Gehörgang, je höher ist das Risiko für Taubheit.
Der Standard beim Aussie verlangt deshalb:
„Bei allen Farben sind die Bereiche um die Augen und Ohren überwiegend von anderen Farben als weiß beherrscht. Der Haaransatz eines weißen Kragens darf nicht hinter dem Widerrist liegen.“
Extremschecken/ ‚excessive white‘ & pattern white (S-Locus)
Es gibt Rassen in denen die Extremscheckung erwünscht ist und durch den Standard verankert ist. Bekannt dafür sind vor allem Dogo Argentino. Die weiss Scheckung ‚überdeckt‘ die darunter liegende Farbe. So sieht man manchmal bei Hunden, die noch einen farbigen Fleck am Kopf haben, welche Farbe ‚darunter‘ liegt (Bsp. weisse Boxer, American Bulldog)
Das Merkmal für Extremscheckung liegt am S-Locus (S = spotting/Fleckung/Scheckung). Die S-Serie ist komplex und wird je nach Rasse von unterschiedlichen Modifikatoren in Auftreten und Ausprägung beeinflusst. (siehe Farbvererbung beim Australian Shepherd). Man geht von folgender Dominanz aus: S > si > sp > sw . Ganz so einfach ist es aber nicht. Durch Modifikationsgene kann S auch in Verbindung mit sp oder sw weisse Abzeichen zeigen. So ist nicht immer eindeutig welches Gen sich im Phänotyp zeigt und welches Gen zusätzlichen Einfluss nimmt. Beim Aussie spricht man oft von Weissträgern, wenn diese stark weiss überzeichnete Nachkommen hervorbringen. Diese können sp oder sw tragen, obwohl sie selbst korrekt gezeichnet sind.
Pattern white |
Pigment verschwindet am Hundekörper zuerst an den Gliedmassen, dann am Körper und Schnauze, zuletzt wird der Bereich am Kopf, an der Nase und an der Schwanzwurzel vom weiss erfasst (siehe Zeichnungen). Die Farbe ist die ‚darunter‘ liegende Grundfarbe mit eventuellen kupferfarbenen Abzeichen. So kann es bei weiss überzeichneten Hunden vorkommen, dass man die kupferfarbenen Abzeichen nicht sieht, da das weiss sie überdeckt. Das macht diesen Hund dann aber nicht einfach zu einem Black bi. Bei einem minimal merlefarbigen pattern white Aussie, kann es sein das man das Merlemuster nicht erkennt, da die farbigen Spots gerade zufällig schwarz zeigen. So kann ein Hund mit sehr viel weiss in manchen Fällen nicht sofort als merlefarben herausstellen. In den folgenden Skizzen ist der Einfachheit halber ein schwarzer Hund ohne Abzeichen und Merle dargestellt, da selbe gilt natürlich auch für alle anderen Farben.
Standard (ohne Abzeichen oder ‚irish spotting‘) | |||
– | |||
– | |||
pattern white (sp – piebald) | excessive white (sw) |
Double Merle / Merle x Merle (M-Locus)
Weiss durch Double Merle: Ein auf das Merlegen heterozygoter (mM) Aussie, zeigt phänotypisch bekannte Merlezeichnung, bei der die Grundfarbe stellenweise aufgehellt wird. Diese Hunde haben keine gesundheitlichen Nachteile. Ist ein Aussie auf das Merlegen homozygot (MM), d.h. er trägt das Merlegen doppelt, so spricht man von Double Merle. Diese Hunde sind fast überwiegend pigmentlos (erscheinen weiss), was man auch gut an den unpigmentierten Nasenschwamm und Augenliedern erkennt. Sie haben meist blaue Augen und eventuell einige kleine unregelmässige merlefarbene Flecken an Kopf oder Rücken. Das geht mit schweren Defekten der Sinnesorgane, insbesondere Taubheit und Augenerkrankungen, einher. Ausserdem handelt es sich dabei um einen Semiletalfaktor, einige Double Merle sterben bereits im Mutterleib ab.
Ein Double Merle kann bei der Verpaarung zweier Merlefarbiger Hunde entstehen. Es fällt unter Qualzucht und ist daher vom Tierschutzgesetz in Deutschland verboten! In den USA ist eine solche Verpaarung immer noch erlaubt, in der Geschichte des Aussies wurden viele Merle x Merle Verpaarungen gemacht und jeder Aussie sie hat irgendwo in seinem Pedigree drin. Heute passieren solche Verpaarungen hauptsächlich bei unverantwortlichen selbsternannten Hobbyzüchtern.
Vererbung von Merle (ohne Berücksichtigung des Rotfaktors!):
x | = | – | – | |||||
(mm) | (Mm) | 50% black tri (mm) | 50% blue merle (Mm) | |||||
– | ||||||||
x | = | |||||||
(Mm) | (Mm) | 25% black tri (mm) | 50% blue merle (Mm) | 25% double merle (MM) |
* Die % Angaben beziehen sich auf statistische Werte! Das gibt jeweils die Wahrscheinlichkeit an, mit der die Farben fallen können. Es können bei der oberen Verpaarung auch nur black tri oder nur blue merle fallen.
Siehe auch Vererbung von Merle.